2024 führten die Mainzer Wissenschaftler Kim Schu und Dr. Nils Haller eine Umfrage unter Vereinsschachspielern durch mit dem Ziel, Aussagen zum Ausmaß von Betrug und kognitivem Doping im Schachsport zu treffen.
Insgesamt nahmen 1924 Teilnehmer an der Befragung teil. Zum Ergebnis:
Im OTB (Over the board) –Bereich gaben 7,1% der Spiele an, innerhalb eines 12-Monats-Zeitraumes wenigstens einmal betrogen zu haben. Im Online-Schach lag der Wert bei 6,1 Prozent.
Dies ist auf dem ersten Blick verwunderlich, geht man doch davon aus, dass online mehr betrogen wird als beim Spiel am Brett.
Um das Ergebnis zu erklären und einzuordnen, muss man sich klar machen, was alles unter „Cheating“ fällt.
Cheating bedeutet
a) die absichtliche Verwendung elektronischer Geräte (Art. 11.3.2) oder anderer Informationsquellen oder Ratschläge (Art. 11.3.1) während einer Partie; oder
b) die Manipulation von Schachwettkämpfen
Was heißt Manipulation von Schachwettkämpfen?
Ein Wesensmerkmal eines Schachwettkampfes ist, dass sein Ausgang unvorhersehbar ist. Vorsätzliche Absprachen, Handlungen oder Unterlassungen, die auf eine unzulässige Veränderung des Ergebnisses oder des Verlaufs abzielen, um diesen unvorhersehbaren Charakter ganz oder teilweise zu beseitigen, stellen Manipulationen eines Schachwettkampfes dar.
Schachwettkampf: umfasst die Partien, Wettkämpfe, Auslosungen, Schiedsrichterernennungen,… eines Turniers
Beispiele:
- Ergebnismanipulation
- Sandbagging (absichtliches Spielen unter dem eigenen Können, um die eigene Wertung zu senken und bei einem zukünftigen Turnier mit einer schlechteren Wertungszahl und damit besseren Gewinnchancen anzutreten)
- Ergebnisabsprache
- Rating-Betrug
- Spielen mit einer falschen Identität
- absichtliche Teilnahme an fiktiven Turnieren oder Partien
Betrugsversuche werden als Betrug gewertet.
Das Mitführen eines Handys ist ein Regelverstoß, der i. d. R. zum Partieverlust führt. Um Cheating handelt es sich dabei aber nicht.
Die Befragung ergab, dass 4,3% der OTB-Spieler an einer Ergebnisabsprache beteiligt waren. Dies war also in dem Bereich die häufigste Betrugsart. Die Studie macht noch einmal deutlich, dass Ergebnisabsprachen (z. B. vor dem Mannschaftskampf) Betrug darstellen und hart zu bestrafen sind.
Hier geht es zur Originalstudie