Was hat dieses Foto mit dem Schachgeschehen in der MTS zu tun? Dieser Bericht von Dirk Windhaus erklärt es.

Es war Ende 2016 als Bernd Kronenburg mich fragte, ob ich bereit sei, seine Nachfolge als Turnierleiter für Mannschaftsmeisterschaften anzutreten. Bis dahin hatte ich die Eppsteiner Website betrieben und die Mannschaftsergebnisse dort verwaltet. Nach kuzem Nachdenken sagte ich "ja", und wurde im März 2017 zum Turnierleiter gewählt. Kurz darauf bekam ich eine freundliche E-Mail aus Hofheim versehen mit den FIDE-Schachregeln, Auslegungshinweisen des Deutschen Schachbundes und dem Hinweis, dass ich ja keine Schiedsrichterqualifikation habe und mir das behilflich sein könnte. Da ich mein neues Amt ernst nahm und mir nicht mangelnde Qualifikation nachsagen lassen wollte, meldete ich mich flugs zu einem Schiedsrichterkurs bei Holger Bergmann in Wehen an. Holger hat den Kurs toll gemacht und die Wehener, deren Verein mittlerweile leider eingegangen ist, waren tolle Gastgeber.

Mit dabei war auch Peter Faiß, der anbot, einen Oberligaeinsatz abzugeben, wenn ein neuer Regionaler Schiedsrichter diesen haben wollte. Mutig meldete ich mich, hospitierte schnell noch mal bei Holger in Mainz und es ging nach Zeilsheim, um ein von Nied ausgetragenes Oberligawochenende zu schiedsen. Noch sehr unsicher, haben es mir die Spieler sehr leicht gemacht, und es ging alles glatt.

Nun packte mich der Ehrgeiz, und im Jahr drauf meldete ich mich zum nationalen Schiedsrichterkurs in Ruit (bei Stuttgart) an. Dort lernte ich die Spitzenschiedsrichter des DSB (Jürgen Kohlstädt, Ralph Alt und Jürgen Klüners) kennen, ebenso viele weitere Schiedsrichterkollegen aus Deutschland, darunter einen Kollegen, der wie ich aus dem Emsland stammt, und in Karlsruhe lebt. Beide legten wir eine sehr gute schriftliche Prüfung ab, so dass uns die mündliche Prüfung erspart blieb und das auf emsländische Weise unseren Erfolg feierten.

Der NSR-Titel bringt einem nicht viel, man gewinnt die Berechtigung, in der 2. Frauenbundesliga als Schiedsrichter eingesetzt zu werden. Nationale Schiedsrichter streben in der Regel die nächste Stufe an, den FIDE.Schiedsrichter. Mit dieser Qualifikation kann man in fast allen Turnieren eingesetzt werden. So ging es 2019 nach Rosenheim zum FIDE-Schiedsrichterlehrgang. Neben den FIDE-Regeln geht es bei dieser Ausbildung um die Regeln zur Erlangung von Normen, das ELO-System, das Schweizer System und vieles mehr. Nach erfolgreicher Prüfung, und Schiedsrichtereinsätzen bei der Deutschen Blitz-Einzelmeisterschaft in Magdeburg, bei der DSAM in Darmstadt und dem Heusenstamm-Open hatte ich die Voraussetzungen zum FIDE-Schiedsrichter zusammen.

Corona setzte den Einsätzen erst mal ein Ende, 2021 ging es aber mit Einsätzen in der 2. Bundesliga weiter. Am letzten April-Wochenende wartete dann mein erster Bundesliga-Einsatz auf mich, und dieser hatte es in sich. Trafen doch mit Viernheim und Baden Baden die besten Mannschaften direkt aufeinander. Viernheim lag in der Tabelle drei Punkte hinter Baden Baden, hatte also keine praktischen Meisterschftchanden mehr. Trotzdem wollte man es im Prestigeduell dem Serienmeister zeigen und trat mit einer Top-Mannschaft an den Start: Shakhriyar Mamedyarov, Jan-Krzysztof Duda und  Nodirbek Abdusattorov weisen ELO-Zahlen jenseits der 2700 aus. Auch Baden Baden trat mit einer Top-Mannschaft an: Levon Aronian, Maxime Vachier-Lagrave, Francisco Vallejo Pons und Vincent Keymer besitzen alle eine 2700er Zahl.. Das Ergebnis war am Ende deutlich: Viernheim gewann 5,5:2,5 und bereitete damit Baden Baden die höchste Niederlage der letzten 15 Jahre (oder mehr). Am Sonntag ließ Baden Baden gegen Remagen nichts anbrennen und sicherte sich erneut die Meisterschaft. Es war toll, die Spieler aus nächster Nähe erleben zu können. Danke auch an Bernd, ohne den ich dieses Wochenende so nicht erlebt hätte (DW).